Die Beschaffung von für die Produktion und den Geschäftsbetrieb notwendigen Rohstoffen, Materialien und Dienstleistungen lief viele Jahre im Gesamtbetrieb „so nebenher“. Die geschäftlichen Prioritäten lagen meist woanders. Das hat sich schlagartig im letzten Jahr geändert. Die gesamte Weltkonjunktur geriet durch das Coronavirus aus den Fugen. Dazu kamen und kommen die in ihrer Intensität unterschiedlichen Bemühungen einzelner Länder und Branchen auf den Klimawandel zu reagieren.
Die Folge war, dass viele Lieferketten wegen Materialmangel oder auf Grund logistischer Schwierigkeiten „unter Stress“ gerieten. Rohstoffe wurden knapp und damit teuer und zwar deutlich. So stiegen die Preise für die wichtigen Einsatzmaterialien wie Schrotte, Roheisen, Aluminium, Koks, Chemikalien, aber auch Gitterboxen und Holzpaletten innerhalb eines Jahres um bis zu 150 %.
Dadurch konnten dem Kunden zugesicherte Preise nicht mehr gehalten werden, gestiegene Vorfinanzierungskosten belasteten die Bilanz außerordentlich. Der BDG hat deshalb im August 2021 ein Mitgliederrundschreiben verfasst, in dem die Situation erklärt wurde. Dieses Schreiben konnte als Einstieg für Kundengespräche genutzt werden.
Darüber hinaus hat der BDG der nunmehr bedeutenderen Stellung der Beschaffung in den Unternehmen Rechnung getragen und zum Ende des Jahres 2021 in seinem BDG report 03/21 das Thema „Rohstoffe“ ausführlich behandelt. Neben der Darstellung der aktuellen Situation auf verschiedenen Rohstoffmärkten werden darin auch aktuelle Themen der Kreislaufwirtschaft aufgenommen und ein Blick in die Zukunft gewagt.
Leider hat es bisher keine Entspannung auf den Rohstoffmärkten gegeben. Verschärft wird diese Situation sogar noch durch den völlig unsinnigen und menschenverachtenden Krieg, den Russland gegen die Ukraine führt. So wird vielfach deutlich, wie sehr wir uns auf ein funktionierendes Welthandelssystem verlassen und wie wenig wir in Krisenszenarien gedacht haben. Mittlerweile brechen ganz Lieferketten zusammen und egal, ob direkt oder indirekt: jede Gießerei ist davon betroffen.
Viele Preise von Rohstoffen, die Ende 2021 schon Höchststände erreicht hatten, verteuerten sich im ersten Quartal 2022 weiter deutlich. Insbesondere bei Gießereiroheisen, aber auch bei Nickel und Aluminium oder Ferro-Legierungen sind darüber hinaus die Auswirkungen des Krieges und der Abhängigkeit von russischen Lieferungen besonders deutlich zu spüren.
Zum Überleben der Gießereien war und ist es notwendig, dass sich die Kunden an den Beschaffungskosten und ‑überlegungen der Gießer beteiligen. Es geht in dieser Situation um nicht weniger als das Überleben vieler Gießereien. Der BDG hat deshalb im März 2022 eine Pressemitteilung sowie ein Mitgliederrundscheiben (das auch in englischer Sprache zur Verfügung steht) zu den Auswirkungen der Russlandsanktionen auf die deutsche Gießerei-Industrie herausgegeben.
Weiterhin setzen wir auch den Dialog im Rahmen von Rohstoff-Konjunkturgesprächen mit den Mitgliedswerken in der gewohnten Form fort. Daneben führen wir auch in der gewohnten Form unsere Umfragen zu den Schrott‑, Roheisen- und Gießereikokspreisen durch, deren Ergebnisse die teilnehmenden Gießereien monatlich erhalten. Die Datei „BDG-Preisentwicklungen“ enthält, monatlich aktualisiert, eine Vielzahl von Preisinformationen, die wir aus öffentlich verfügbaren Quellen zusammenstellen. Gerne erläutern wir auch Abnehmern von Gussprodukten, der Politik und anderen Interessengruppen die Situation auf den Beschaffungsmärkten unserer Branche. Dieser Service wird in Krisenzeiten wie diesen zunehmend genutzt.