Die Gießerei-Industrie in Deutschland war in den letzten beiden Jahren und ist auch noch zurzeit durch kurzfristig auftretende Ereignisse geprägt. Herausforderungen wie gestörte Lieferketten, explodierende Rohstoffpreise und dramatisch gestiegene Energiekosten sind längst auch in der täglichen Arbeit unserer Mitglieder angekommen. Neben der Unterstützung in diesen Themen haben wir jedoch auch die im Zukunftsprogramm festgehaltenen langfristigen Herausforderungen wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz nicht aus den Augen verloren. Im letzten Tätigkeitsbericht haben wir Ihnen einen Überblick über die erste Hälfte des strategischen Zukunftsprogramm des BDG gegeben. Seitdem, also in der zweiten Hälfte des Programms, wurden viele weitere Projekte angestoßen, andere beendet.
In der ersten Jahreshälfte 2021 sind wir mit der Social-Media-Serie #GussfürsKlima auf LinkedIn gestartet. Hier wurden Gießereien, die sich bereits jetzt schon für Nachhaltigkeit engagieren, einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Aufgrund des Erfolgs der Serie startete Ende 2021 bereits die zweite Social-Media-Serie #GiessDirDeineZukunft. Diese wirbt mit konkreten Beispielen aus der Mitgliedschaft für Ausbildungsberufe in Gießereien. Die aktuelle Ausspielung auf Facebook wird auch außerhalb der „Gießerei-Blase“ stark wahrgenommen und führte sogar in der BDG-Social-Media-Redaktion zu Anfragen von Interessenten. Basierenden auf dem Erfolg dieser beiden Social-Media-Serien ist eine Fortführung von jeweils zwei Serien pro Jahr geplant. Pünktlich zum Weltfrauentag startete in diesem Jahr bereits die Serie #bessermituns, die Frauen aus der Branche als Vorbilder vorstellt.
Die digitale Welt in Form des Internets ist auch für unsere Branche ein wichtiger Ort, um weiter in die Zukunft gehen zu können. Für den Verband darf daher ein moderner Webauftritt nicht fehlen. Die neue Seite www.guss.de, das Branchenportal und Verbandswebseite vereint, ging pünktlich vor dem Zukunftstag im Juni 2021 online.
Der Zukunftstag stellt einen der großen Höhepunkte des Zukunftsprogramms dar. Am 29. Juni 2021 kamen Politiker und Gießer mit Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und NGOs zusammen, um über Themen wie Mittelstand, Mobilität, Klima und Energiewende sowie Innovation zu sprechen. Zu Gast waren unter anderem Otto Fricke, Bundestagsabgeordneter der FDP, und Mona Neubauer, Landesvorsitzende Bündnis 90/die Grüne in NRW und aktuelle Spitzenkandidatin ihrer Partei bei der Landtagswahl 2022. Aufgrund des großen Erfolgs des Events wird der Zukunftstag der Gießerei-Industrie am 14. September 2022 wiederholt.
Nach einem Sommer mit vielen weiteren Projekten, die bereits in der Bearbeitung, kurz vor Abschluss oder in der Anfangsphase waren, wurden die neuen Kompetenzen und Kanäle im Bereich Kommunikation und Medien genutzt, um Aufmerksamkeit für die Branche während des Wahlkampfs zu erlangen. Dabei wurde der Verband als Anlaufstelle einiger Medien (Handelsblatt, Magazin Plusminus) genutzt. Pünktlich zur Bundestagswahl wurde die Studie Klimapfade 2.0 des BDI veröffentlicht, sodass auch hier Einfluss genommen und darauf verwiesen werden konnte. Die vorgeschlagenen Maßnahmen finden sich in großen Teilen in den Plänen des jetzigen Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz wieder.
Im Sommer startete das im letzten Tätigkeitsbericht angesprochene Projekt zur Kreislaufwirtschaft. Hier sollte die These „wir sind die Pioniere des Recyclings“ mit Fakten unterlegt werden. Wie viel wird in Gießereien recycelt, sprich, wie hoch ist der Anteil des metallischen Sekundärmaterials? Das Ergebnis wurde im BDG-Report 3/2021 vorgestellt. Herausgekommen ist: wir recyceln eine sehr große Menge – 90 % des Einsatzmaterials in Eisengießereien ist Sekundärmaterial. In Nichteisen-Metallgießereien ist dieser Anteil aufgrund verschiedener Legierungselemente, einer zu geringen Menge an Kreislaufmaterial in der globalen Verwendung und weiterer Aspekte niedriger. Aber auch hier sind hohe Anteile sekundärer Einsatzmaterialen weit verbreitet, je nach Werkstoff bis zu 80 %.
Ein wichtiges Projekt, das im Rahmen des Zukunftsprogramms umgesetzt wurde, ist die Marktstudie „Guss 2035“. Dieses wurde in der zweiten Jahreshälfte 2021 angegangen und im ersten Quartal 2022 fertiggestellt. Die Studie wirft einen Blick in die Zukunft der Gießerei-Industrie in Deutschland. Welche Konsequenzen ergeben sich aus dem Green Deal der EU für die Gießereibranche? Welche Markttrends haben Auswirkungen auf die Gießereibranche? Diese Grundlagenarbeit für die Entwicklung der Branche soll wichtige Aufschlüsse liefern und so eine Ausrichtung für die Zukunft ermöglichen.
Um weiter die Medienpräsenz des Verbands zu stärken, ist als Teil des Projekts „Erhöhung der Medienkompetenz“ ein Studio im Haus der Gießerei-Industrie geplant. In diesem können sowohl Audio- als auch Videoaufnahmen für verschiedene Anlässe produziert werden. Regelmäßige Podcasts, kurze Stimmungsbilder zu verschiedenen Themen, Statements des Präsidenten oder des Hauptgeschäftsführers zu aktuellen Geschehnissen oder sogar Webinare – all dies wird in diesem Studio möglich sein, um eine professionelle Kommunikation nach außen zu ermöglichen.
Zum Abschluss des strategischen Programms, das eine starke politische und wirtschaftliche Ausrichtung hat, soll das Projekt Perspektive Guss die Richtung der Technik für die nächsten Jahre ausloten. Es sollen hierbei die Ergebnisse aus der Studie Guss 2035 aufgegriffen und technische Entwicklungspotenziale abgeleitet werden.
Um den strategischen Prozess des Zukunftsprogramms zu begleiten, wurde ein Lenkungskreis mit Mitgliedern des Präsidiums eingerichtet, der quartalsweise über die Entwicklungen des Programms und der Projekte informiert wurde. Mit der Sitzung im Februar 2022 wurde die Begleitung durch den Lenkungskreis beendet und die Updates zu den letzten wenigen laufenden Projekten sowie dem Restbudget werden in Präsidiums- und Vorstandssitzungen weitergeführt, um einen Abschluss des Programms und somit eine Überführung der neuen Fähigkeiten und der thematischen Ausrichtung in die Linie.
Nach der zweijährigen Laufzeit lässt sich festhalten, dass das Zukunftsprogramm ein voller Erfolg war. Es wurden Projekt in den verschiedensten Bereichen umgesetzt, die richtigen Themen angestoßen und auch bei der parallellaufenden Coronapandemie konnte das Programm auf die Geschehnisse eingehen, teilweise konnte der Verband sogar wegen der bereits umgesetzten Projekte kompetent auf die neu aufkommenden Themen reagieren. Hier ist die Kommunikation während der Bundestagswahl hervorzuheben. Die Stärkung der Kommunikation in vielen Bereichen hat hier die Basis gelegt, um besser und professioneller die Botschaften nach außen zu transportieren, in den Medien präsent zu sein oder die richtigen Personen anzusprechen. Dies soll aber nur ein Beispiel von vielen sein.