Umwelt- und Arbeitsschutz

Neue TA Luft – was ist für Gie­ßer relevant?

Seit Dezem­ber 2021 gilt die neue TA Luft mit neu­en Grenz­wer­ten für vie­le Betrie­be. Der BDG hat die Wei­ter­ent­wick­lung die­ser seit 2014 zwi­schen Gesetz­ge­ber und Wirt­schaft ver­han­del­ten Ver­wal­tungs­vor­schrift nicht nur von Anfang an sehr inten­siv beglei­tet. Wir haben uns in den Pro­zess über­aus aktiv und über die gesam­ten sie­ben Jah­re beharr­lich eingebracht.

Die TA Luft legt die Bedin­gun­gen fest, nach denen Indus­trie­an­la­gen in Deutsch­land zu betrei­ben sind und ist somit ver­bind­li­che Grund­la­ge für jede Geneh­mi­gung. Sie ist damit von sehr gro­ßer Bedeu­tung für pro­du­zie­ren­de Unter­neh­men in Deutsch­land. Der BDG hat sich in die Neu­fas­sung die­ser Ver­wal­tungs­vor­schrift äußerst aktiv ein­ge­bracht: So wur­den im Rah­men einer Task Force die Ent­wür­fe gemein­sam mit den Mit­glieds­un­ter­neh­men bewer­tet, Infor­ma­tio­nen und Daten erho­ben und Stel­lung­nah­men ver­fasst. Erfolg­rei­che Ver­bands­ar­beit lebt hier von der inten­si­ven Zusam­men­ar­beit zwi­schen den Mit­glieds­un­ter­neh­men und dem BDG, der die The­men mode­riert und adres­siert. Im Ergeb­nis haben wir unse­re For­de­run­gen wei­test­ge­hend durch­set­zen kön­nen und in der neu­en TA Luft jetzt Rege­lun­gen eta­bliert, die in den Betrie­ben rea­li­sier­bar sein dürf­ten. Allen Betei­lig­ten ein gro­ßes Dan­ke­schön für die enga­gier­te Mitarbeit.

Das ändert sich für Gießereien

Der Kon­zen­tra­ti­ons­grenz­wert für Gesamt­staub wur­de mit 20 mg/m³ bei­be­hal­ten; aller­dings für gro­ße Quel­len auf 10 mg/m³ hal­biert. Die­ser gerin­ge­re Grenz­wert ist mit älte­ren Nass­ab­schei­dern jedoch kaum ein­zu­hal­ten. Der BDG konn­te errei­chen, dass den betref­fen­den Altanla­gen eine Über­gangs­frist von 8 Jah­ren ein­ge­räumt wird.

Hart umkämpft war der Para­me­ter Orga­ni­sche Stof­fe (Gesamt­koh­len­stoff). Bis­lang waren Gie­ße­rei­en von den Grenz­wert­vor­ga­ben (50 mg/m³) völ­lig befreit; nach Auf­fas­sung des Gesetz­ge­bers bestand dafür aber nun kein Anlass mehr. In inten­si­ven Gesprä­chen und mit­hil­fe ent­spre­chen­der Mess­da­ten ist es uns jedoch gelun­gen, für Gie­ße­rei­en eine sehr mode­ra­te Rege­lung durch­zu­set­zen: Für Gesamt‑C ist nun­mehr ein Wert von 50 mg/m³ anzu­stre­ben und dür­fen 150 mg/m³ nicht über­schrit­ten wer­den. Auch hier gilt eine 8‑jährige Über­gangs­frist: Altanla­gen müs­sen die­se Anfor­de­run­gen erst ab dem 01.12.2029 ein­hal­ten – sofern nicht vor­her eine Ände­rungs­ge­neh­mi­gung ange­sto­ßen wird. Eine wei­te­re Erleich­te­rung: die betref­fen­den Quel­len müs­sen nicht kon­ti­nu­ier­lich über­wacht werden.

Quarz­fein­staub (QFS) wur­de zwar in die TA Luft auf­ge­nom­men – jedoch nicht in die Lis­te der kar­zi­no­ge­nen Stof­fe, son­dern mit einem Grenz­wert von 0,5 mg/m³ in einem sepa­ra­ten Absatz. Dadurch ist die Ein­hal­tung des Grenz­werts nicht durch Drit­te ein­klag­bar. Eine wich­ti­ge Ent­las­tung: Bei Ein­hal­tung des Grenz­werts für Gesamt­staub gilt der Emis­si­ons­wert für Quarz­fein­staub eben­falls als ein­ge­hal­ten. Dann sind kei­ne Mes­sun­gen erforderlich.

Die Ein­bin­dung der Geruchs­im­mis­si­ons­richt­li­nie (GIRL) in die TA Luft war für den Gesetz­ge­ber nicht ver­han­del­bar. Bis­lang galt die GIRL auf Ebe­ne der Bun­des­län­der und behan­del­te Geruchs­im­mis­sio­nen im Rah­men von Ein­zel­fall­be­trach­tun­gen. Mit deren „Ver­recht­li­chung“ wer­den Gerü­che in den meis­ten Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren nun Bestand­teil der zu prü­fen­den und ggfs. zu beauf­la­gen­den Kriterien.

Bei Eisen- und Stahl­gie­ße­rei­en soll­ten den Ent­wür­fen der neu­en TA Luft zufol­ge Abga­se zwin­gend an jeder Ent­ste­hungs­stel­le erfasst wer­den, z.B. beim Schmel­zen, For­men Gie­ßen, Küh­len, Aus­lee­ren und Guss­put­zen. Dies konn­te der BDG u.a. durch umfang­rei­che Beschrei­bun­gen der Gie­ße­rei­pro­zes­se und der dafür erfor­der­li­chen bau­li­chen und tech­ni­schen Vor­aus­set­zun­gen zu einem „so weit wie mög­lich zu erfas­sen“ abmil­dern. Das bewahrt vie­le Betrie­be vor erheb­li­chen Inves­ti­tio­nen, die eine „Muss-Vor­schrift“ ansons­ten aus­ge­löst hätte.

Auch Gie­ße­rei­en für Nicht­ei­sen­me­tal­le wer­den in der neu­en TA Luft expli­zit berück­sich­tigt – aller­dings in weit gerin­ge­rem Maße, als es in den Ent­wurfs­fas­sun­gen vor­ge­se­hen war. In offen­ba­rer Unkennt­nis der Pro­zes­se unse­rer Bran­che hat­te der Gesetz­ge­ber ursprüng­lich beab­sich­tigt, Anfor­de­run­gen für NE-Metall-Gie­ße­rei­en fest­zu­le­gen, die aus dem euro­päi­schen BVT-Doku­ment für die Her­stel­lung von NE-Metal­len stam­men. Dies hät­te u.a. zu extrem nied­ri­gen Staub- und NOx-Grenz­wer­ten geführt. Auch hier ist es dem BDG gelun­gen, ent­spre­chen­de Miss­ver­ständ­nis­se aus­zu­räu­men. NE-Metall-Gie­ße­rei­en unter­lie­gen nun wie­der dem all­ge­mein gül­ti­gen Grenz­wert für Gesamt­staub. Um den Unter­schied zwi­schen Schmelz­an­la­gen in Gie­ße­rei­en und in den Hüt­ten­wer­ken der NE-Metall-Pro­du­zen­ten in Zukunft auch geneh­mi­gungs­tech­nisch klar­zu­stel­len, arbei­tet der BDG mit Unter­stüt­zung des Umwelt­bun­des­am­tes wei­ter an einer Anpas­sung der Kate­go­ri­sie­rung der Anla­gen in der 4. BImSchV. Schmelz­an­la­gen für NE-Metall-Gie­ße­rei­en sol­len dann nicht mehr unter Zif­fer 3.4, son­dern ein­heit­lich und sach­lich rich­tig unter Zif­fer 3.8 des Anhangs I der 4. BImSchV gere­gelt wer­den. Für die Voll­zugs­pra­xis wür­de das eine erheb­li­che Erleich­te­rung bedeuten.

Elke Rad­tke
Refe­ren­tin Umwelt- und Arbeitsschutz
Elke Rad­tke
Refe­ren­tin Umwelt- und Arbeitsschutz