Stu­die „Guss 2035 – Neue Per­spek­ti­ven für die Gießerei-Industrie“

Guss bleibt wichtig

Wie sieht die Zukunft von Deutsch­lands Gie­ße­rei-Indus­trie aus? Wel­che Poten­zia­le bie­tet Guss für die kom­men­den Jah­re? Mit die­sen Fra­gen hat sich der BDG im Rah­men des Zukunfts­pro­gramms sys­te­ma­tisch beschäf­tigt. Die Mit­te 2021 bei nam­haf­ten Bran­chen­ex­per­ten in Auf­trag gege­be­ne Stu­die „Guss 2035 – Neue Per­spek­ti­ven für die Gie­ße­rei-Indus­trie“ ist im Früh­jahr 2022 fer­tig gewor­den – mit durch­aus posi­ti­ven Aus­sich­ten für die Branche.

Das von Hei­ko Lick­fett (BDG) gelei­te­te Stu­di­en­pro­jekt defi­nier­te die Eck­punk­te und Vor­aus­set­zun­gen: Die Stu­die unter­stellt, dass der von der EU sowie der deut­schen Poli­tik ein­ge­schla­ge­ne Weg in die Kli­ma­neu­tra­li­tät im Wesent­li­chen basie­rend auf den EU Pro­gramm „Fit for 55“ a) in den kom­men­den Jah­ren wie geplant umge­setzt wer­den wird und b), dass die­ser Weg zu gra­vie­ren­den Kon­se­quen­zen in eini­gen gesell­schaft­li­chen Berei­chen führt. Bei­des defi­niert Vor­ge­hen und Glie­de­rung von Guss 2035. Die Stu­die umfasst im Ori­gi­nal 56 Sei­ten mit ins­ge­samt 55 Abbil­dun­gen und Charts mit kom­ple­xen Infor­ma­tio­nen und steht den Mit­glieds­un­ter­neh­men exklu­siv im Extra­net zum Down­load bereit. Sie kann zur geziel­ten Kom­mu­ni­ka­ti­on sei­tens der Mit­glie­der auch in gerin­ger Stück­zahl gedruckt beim BDG ange­for­dert werden.

Zusam­men­fas­send stellt die Stu­die klar, dass Guss auch wei­ter­hin eine wich­ti­ge Posi­ti­on als ein allen Sek­to­ren und Bran­chen zulie­fern­der Bereich sein wird, ohne des­sen Basis die dar­auf auf­bau­en­den Pro­duk­te nicht rea­li­sier­bar sind. Guss 2035 hat dar­über hin­aus sogar künf­tig wach­sen­de Berei­che der Guss­nach­fra­ge benannt. Dies wird, so die Pro­gno­se, mit einer bereits auch heu­te schon sicht­ba­ren struk­tu­rel­len Wei­ter­ent­wick­lung der Betrie­be ein­her­ge­hen. So dürf­te sich die Eigen­tü­mer­struk­tur der deut­schen Gie­ße­rei­en eher wei­ter hin zu merk­lich grö­ße­ren Unter­neh­mens­grup­pen ver­än­dern. Klei­ne­re Gie­ße­rei­en haben auch künf­tig als Ser­vice-Gie­ße­rei­en Bestand. Bes­ten­falls rea­li­sie­ren Gie­ße­rei­en eine hohe Betei­li­gung an allen Berei­chen der Wert­schöp­fungs­ket­te inklu­si­ve mecha­ni­scher Bearbeitung.

Unge­trübt opti­mis­tisch ist der Blick in die kom­men­den Jah­re jedoch nicht – denn dies hängt davon ab, ob der Ein­tritt des beschrie­be­nen Sze­na­ri­os wahr­schein­lich ist. Dies ist deut­lich schwe­rer zu beant­wor­ten als jene nach den Trans­for­ma­ti­ons­po­ten­zia­len. Grund ist das kaum zu pro­gnos­ti­zie­ren­de Ver­hal­ten der poli­ti­schen Akteu­re. Erfor­der­lich wäre eine euro­päi­sche Gesamt­stra­te­gie beson­ders in der Außen- und Wirt­schafts­po­li­tik. Erfor­der­lich sind statt aus­ufern­der Regu­lie­rungs­de­tails ange­mes­se­ne Rah­men­be­din­gun­gen, um die unter­neh­me­ri­sche Ent­fal­tung im Sin­ne des Trans­for­ma­ti­ons­pro­zes­ses zu för­dern und zu beschleunigen.

Anmer­kung: Der Haupt­teil der Stu­die wur­de vor dem 24. Febru­ar, also vor Beginn des Krie­ges in der Ukrai­ne ver­fasst. Auch unter die­ser ver­än­der­ten außen­po­li­ti­schen Rea­li­tät behält Guss 2035 sei­ne Gül­tig­keit – denn über die Grund­la­gen und Zie­le der euro­päi­schen Kli­ma­po­li­tik wird im poli­ti­schen Raum nicht erkenn­bar dis­ku­tiert. Gleich­wohl scheint der Kon­flikt eine kata­ly­ti­sche Wir­kung auf den deut­schen Poli­tik­be­trieb zu haben: Ein (gewis­ser­ma­ßen erzwun­ge­ner) Wech­sel des eige­nen Stand­punkts kann auch die Per­spek­ti­ve ver­än­dern. Ob dies den Poli­tik­be­trieb geer­de­ter und prag­ma­ti­scher macht, ihn deut­lich näher an die Lebens­rea­li­tät und die The­men der mit­tel­stän­di­schen Gie­ße­rei-Bran­che her­an­führt, bleibt abzu­war­ten. Ers­te zag­haf­te Ansät­ze zu einer neu­en und rea­lis­ti­schen Ernst­haf­tig­keit sind aber immer­hin aus Ver­bands­sicht erkennbar.

Hei­ko Lickfett
Bereichs­lei­ter Wirtschaft 
Hei­ko Lickfett
Bereichs­lei­ter Wirtschaft