NE-Metallguss
Die europäischen Regularien für Werkstoffe entwickeln sich beständig weiter, dabei steht oft das Element Blei im Fokus. Auch Kunden schauen sich vermehrt nach Alternativen um, sodass es Handlungsbedarf bezüglich der Normen gibt.
Im ersten Quartal 2022 kümmerte sich die Fachgruppe NE-Metallguss u.a. um die vorzeitige Überarbeitung der seit 2017 bestehenden Norm EN 1982: „Kupfer und Kupferlegierungen – Blockmetalle und Gussstücke“. Seit der letzten Überarbeitung haben sich die europäischen Regularien für Werkstoffe (REACH, ROHS, DWD, 4 MS List, …) weiterentwickelt. Im Fokus steht derzeit oftmals der Legierungsbestandteil Blei und damit die Thematik für unsere Werkstoffe bei einigen Anwendungen „Bleiarm“ oder sogar „Bleifrei“. Auch Kunden haben diese Entwicklungen verfolgt und für einige Anwendungen schauen diese sich bereits nach Alternativen in Edelstahl oder Kunststoff um, da es derzeit in unserer Norm keine Werkstoffe gibt, die Lösungen aufzeigen.
Die Entwicklung und auch das Testen neuer Legierungen für bestimmte Anwendungen sind mit sehr hohen Kosten in Millionenhöhe verbunden ist. Die Unternehmen, die diese Legierungsentwicklungen voranbringen, haben diese Investitionen getätigt, sind damit in Vorkasse gegangen und stellen die Legierungen anschließend allen über Lizenzen zur Nutzung frei. So holen sie sich einen Teil ihrer Kosten über die Lizenzen oder über den Metallpreis zurück.
Eine Antwort auf die europäischen Regularien und die Kundenanfragen zu geben ist wichtig. Dies bedeutet zum einen die Information über die neuen europäischen Regularien bei den Kupferlegierungen, zum anderen die Aufnahme neuer Legierungen in die entsprechenden Normen. Der Vorschlag zur Überarbeitung wurde dem CEN TC 133 WG 7 erstmals im Juli 2020 mitgeteilt. In mehreren Gesprächsrunden mit interessierten Firmen wurde schließlich ein Rohentwurf erstellt, der im April 2022 in eine letzte Abstimmungsrunde geht.
Der neue Standard EN 1982 stellt somit europäisch abgestimmte Werkstoffe vor, die jedem Kunden zur Verfügung stehen. Durch die vorgeschlagenen Legierungen bekommen die Hersteller überhaupt erst die Möglichkeit, die Kundenanforderungen über die weitgehende Reduzierung von Blei zu erfüllen. Weiterhin soll damit eine Vereinheitlichung sowohl der europäischen Guss-Legierungen als auch im zweiten Schritt eine Vereinheitlichung der Schrotte für die Herstellung entsprechender Sekundärlegierungen erreicht werden.
Fachgruppe Eisen- und Stahlguss
Die Arbeiten im Berichtszeitraum waren geprägt von Covid, Dekarbonisierung und zuletzt dem Ukraine-Krieg. Die Tätigkeiten in 2021 konzentrierten sich daher auf die Maßnahmen zur Defossilisierung bzw. Dekarbonisierung der Schmelzbetriebe vor allem der Eisengießereien.
Ein wichtiger Branchentermin war die Iron Melting Conference Ende September 2021, auf der die Dekarbonisierung in den Eisengießereien analysiert wurde; diese Prozesse werden durch die parallele Dekarbonisierung der Stahlindustrie beeinflusst. Trends wurden bewertet, Maßnahmen für die Branche abgeleitet. Ein Beispiel ist eine Machbarkeitsstudie zu biogenen Festbrennstoffen, die zurzeit läuft und Hand in Hand mit dem Forschungsvorhaben „InnoGuss“ geht. Eine weitere Studie zur Wasserstoff-Nutzung ist in Vorbereitung.
Seit dem Herbst 2021 gibt es in den Schmelzbetrieben substanzielle Verschiebungen bei den Einsatzstoffen. Der BDG untersucht in seinen Schmelzbetriebs-Arbeitskreisen gemeinsam mit Gießereien und Zulieferern mögliche Alternativen. Verschärft wurde die Situation durch den Ukraine-Krieg. Die Fachausschüsse im Bereich Technik bewerten technische Optionen zur Substitution von Erdgas und metallischen Einsatzstoffen.
Normungsarbeiten haben wir auf das notwendige Minimum reduziert, wobei Projekte auf dem Gebiet der Circular Economy beobachtet werden. Die im neuen BREF-Dokument der Europäischen Kommission beschriebenen Besten Verfügbaren Technologien haben die technischen BDG-Gremien bewertet und fallweise neu abgefasst.
Forschungsvorhaben zu Werkstoff- und Prozessentwicklung laufen weiter und werden nach Möglichkeit durch neue Vorhaben auf dem Gebiet der Dekarbonisierung und Circular Economy ergänzt. Der Bereich Technik hat die Öffentlichkeitsarbeit für die Branche unterstützt. Ziel ist es, den Nutzen der Gießerei-Industrie für die Kreislaufwirtschaft zu veranschaulichen.