Die Veranstaltung ist ein Ergebnis des Zukunftsworkshops von Präsidium und Referenten aus dem Jahr 2020. Erkenntnis: Die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz prägen Lebensstile und hinterfragen unsere Industrieproduktion. Eine zukunftsfähige, aktiv diese gesellschaftlichen und politischen Impulse aufnehmende Ausrichtung von Unternehmen und Wirtschaft ist deswegen erforderlich – und sie ist nur nachhaltig, wenn sie auf allen drei Säulen fußt – auf Ökonomie, Ökologie und Sozialem. Daher will der BDG aktiver, sichtbarer, selbstbewusster agieren und die Branchenthemen moderieren – zum Beispiel in einer eigenen Veranstaltung wie dem Zukunftstag.
Coronakrise und bevorstehende Bundestagswahl brachten Klima- und Nachhaltigkeitsthemen mit besonderer Macht auf die Agenda. „Ein Durchfliegen unter dem Radar“ ist für den Verband keine Option, „die Branche muss sichtbarer werden“, so BDG-Hauptgeschäftsführer Max Schumacher in seiner Begrüßung. BDG-Präsident Clemens Küpper ergänzte: „Wir als Pioniere der Circular Economy ermöglichen die Energiewende. Wir schaffen mit Technik und Innovation die Voraussetzung für die Transformation zu einer CO2-neutralen Welt. Wir garantieren attraktive Arbeitsplätze in der Industrie, in unseren Betrieben“. Mit der Nennung konkreter Anliegen der Branche wie etwa dem Wechsel von fossilen zu elektrischen Schmelzprozessen, der Entlastung des Strompreises von der EEG-Umlage, einer wirksamen Carbon-Leakage-Regelung, der Verfügbarkeit von Schrott, der Regelung von Carbon Contracts for Difference sowie bürokratische Lasten und zu lange Genehmigungsverfahren setzte der Präsident den Rahmen für die folgenden Diskussionen.
Die erste Antwort der Politik war der Vortrag von Otto Fricke, damals haushaltspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, der für enge Zusammenarbeit warb: „Machen Sie uns Politiker schlau mit ihrer Sachkenntnis.“ Nach der daran anschließenden Diskussion zwischen Fricke und Küpper, modert von Judith Schulte-Loh, hatte der BDG mit Prof. Andreas Knie, Leiter der Forschungsgruppe „Digitale Mobilität“ am Wissenschaftszentrum Berlin (WZB), bewusst auf einen Redner mit disruptiven Ideen gesetzt. Er fordert die Abkehr vom Individualverkehr hin zu autonom fahrenden Shuttles. Hier kam es auch zu einer erhöhten Nutzung der digitalen Feedbackmöglichkeit der Teilnehmer – meist durch gesenkte Daumen. Diese Möglichkeit hatte es geschafft, die Teilnehmerzahl trotz ausschließlich virtueller Teilnahme über fast die gesamte Veranstaltungsdauer nahezu konstant zu halten.
Kern und Höhepunkt der Veranstaltung bildete das Nachmittags-Panel, eingeleitet von Mona Neubaur, der NRW-Landesvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen. Die Diskussionsrunde mit Neubaur, Lukas Maggioni, Fridays for Future, Holger Lösch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer BDI, sowie den Gießern Dr. Christiane Heunisch-Grotz und Dr. Ludger Ohm folgte ihrer Rede. Dr. Heunisch-Grotz rechnete den hohen Investitionsbedarf für den Austausch ihres Kupolofens vor und kritisierte lange Genehmigungsverfahren und den zögerlichen Ausbau der erneuerbaren Strominfrastruktur. Dr. Ohm stellte den massiv gestiegenen Energiekosten die niedrige Gewinnmarge in der Branche entgegen.
Prof. Wolfram Volk, TU München, präsentierte abschließend das Projekt Windmelt. Schmelzen an Windrädern sollen mit Energieüberschüssen schmelzen und Flüssigmetall an Gießereien verteilen. Ein positiver und gleichzeitig sehr geerdeter, unaufgeregter Abschluss eines Zukunftstages, der einen neuen Level im Auftritt von Branche und Verband markiert.