Die Fachausschüsse des BDG legten – geprägt vom Krieg in der Ukraine – 2022 und 2023 den Schwerpunkt auf technische Alternativen zu Brennstoffen und Rohstoffen. Außerdem wurden Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz gesucht, mit deren Hilfe die CO2-Einsparziele erreicht und die Transformation vorangetrieben werden kann. BDG-Studien wie InnoGuss oder Guss 2035 boten flossen dabei in die Arbeit ein. Sie wurden regelmäßig auf Tagungen vorgestellt.
Referat NE-Metallguss
Energieeinsparung und Energieeffizienz in den Betrieben – ein zentrales Thema im Zusammenhang mit der Klimadiskussion, das 2022 vor allem durch den Ukrainekrieg eine zusätzliche Brisanz erhielt. Ein Thema auch, das untrennbar mit dem Industriestrompreis und den durch die Politik geschaffenen Rahmenbedingungen für die Industrie zusammenhängt. Im BDG-Webinar zur Energieeffizienz am 6. Oktober ging es daher auch nicht nur um die aktuellen Gas- und Strompreise und die Folgen einer Nicht- bzw. Unterbelieferung mit diesen Energieträgern. Es kamen von den Teilnehmern auch Forderungen nach einer Deckelung von Industriestrom- und Industriegaspreisen, die letztlich auch nach Intervention des BDG und anderer Verbände von den politischen Entscheidungsträgern berücksichtigt wurden.
In allen Fachausschüssen stand das Thema Energieeinsparung ganz oben auf der Agenda. Teilnehmer aus den Mitgliedsunternehmen diskutierten über branchenspezifische Einsparpotenziale in Verwaltungs- oder Produktionsbereichen, Zulieferer wie z.B. die Ofenhersteller stellten dazu neue Ofenkonzepte und Möglichkeiten der Wärmerückgewinnung vor. Wasserstoff als zukünftiger Energieträger? Auch wenn das Thema kontrovers blieb, Einigkeit bestand darüber, dass die Technik noch nicht ausgereift genug ist, um kurz- bis mittelfristig eine Alternative zu sein – selbst wenn genügend „grüner“ Wasserstoff zur Verfügung stehen würde. Verfahrensübergreifend wurde aber aus anderen mittelständischen Firmen über dort erzielte kurzfristige Sparmaßnahmen berichtet.
Gleichzeitig wurde die Weiterentwicklung der Gießprozesse hin zu mehr Nachhaltigkeit und Industrie 4.0 in den Gremien, Fach- und projektbegleitenden Ausschüssen weiter vorangetrieben. Themen und Studien u.a.: Anorganische Bindersysteme für die Kernherstellung, Recyclingfähigkeit der Leichtmetalle und die Rolle unserer Industrie in der zukünftigen Materialkreislaufwirtschaft der EU, Digitalisierung, additive Fertigung von Sandkernen und ‑formen sowie Studien zur Wasserstoff-Ofentechnik, Ausschussreduzierung und Energieoptimierung.
Referat Eisen- und Stahlguss
Stellschrauben für Brennstoff- und Rohstoffalternativen oder Energieeffizienzsteigerungen sind bei Eisen- und Stahlgießereien vor allem im Schmelzbetrieb zu finden. Gerade der Kupolofen verträgt qualitativ relativ schlechte Schrotte und spielt daher in puncto Kreislaufwirtschaft eine wichtige Rolle. Er benötigt außerdem keinen leistungsstarken elektrischen Anschluss – ideal, solange noch nicht ausreichend grüner Strom verfügbar ist. Daher untersuchen die technischen Fachausschüsse Wege, den Kupolofen z.B. mit Biomasse zu defossilisieren.
Biogene Festbrennstoffe sind eine Alternative zu Steinkohlenkoks. Für feste Biomasse bestand zunächst politischer Klärungsbedarf, weshalb sich die Machbarkeitsstudie verzögerte. So ist z.B. in der Nationale Biomasse-Strategie, an der mehrere Bundesministerien beteiligt sind, erst final die energetische Verwendung vorgesehen. Auf europäischer Ebene sieht die Erneuerbare-Energien-Direktive RED II strengere Nachhaltigkeitskriterien für Biomasse. Der BDG gab zu beiden Richtlinien technische Stellungnahmen ab. Es bleibt festzuhalten: Zur Zertifizierung von Biomasse entsteht gerade erst Klarheit. Letztlich sind Verfügbarkeit und Kosten von Biomasse noch offen.
Nicht nur die Gießerei-Industrie, auch die Stahlhersteller reagieren auf die Transformation und schließen ihre Materialkreisläufe. Für die Gießerei-Industrie bedeutet das, dass die Stahlhersteller selbst mehr Stahlschrott benötigen, der dann für die Gießereien nicht mehr zur Verfügung steht. Der FA Eisenguss untersucht die Auswirkungen auf den Stahlschrott-Markt aus technischer Sicht: Welche Schrottsorten sind verfügbar, und welche Grenzgehalte von Begleitelementen sind tolerierbar? Lassen sich alternative Eisenträger einsetzen? Welche hiervon sind CO2-neutral? Wie beeinflusst dies die Effizienz (kWh/t) der Schmelzbetriebe? Unterstützend wird ein Forschungsvorhaben beantragt. Weitere Informationen werden von einer BDG-Studie zur Situation auf den Stahlschrott-Märkten erwartet. Hauptpfad zur Transformation im Projekt InnoGuss: Elektrifizierung. Ein Weg, der bei Eisengießereien teilweise hohe Investitionen erfordert. Die Arbeiten in den BDG-Fachausschüssen konzentrieren sich auf schnell erreichbare Maßnahmen zur Elektrifizierung von Nebenprozessen. Es bleibt jedoch festzuhalten: Vieles kann erst mit einem Industriestrompreis umgesetzt werden.