Final Mee­ting im Juni 2023

BREF-Mara­thon – Ende in Sicht?

Seit 2004 lie­gen die sog. BVT-Merk­blät­ter für die Gie­ße­rei-Indus­trie vor. Die Über­ar­bei­tung der Bes­ten Ver­füg­ba­ren Tech­ni­ken bzw. Best Available Tech­ni­ques Refe­rence Docu­ments (BREF) hat im Herbst 2018 begon­nen. Der Abschluss ist für 2024 geplant. Ein Mara­thon und ein Kraft­akt auch für den BDG, der sich wäh­rend des Über­ar­bei­tungs­pro­zes­ses für die Inter­es­sen der deut­schen Gie­ße­rei­en ein­setzt. Rück- und Aus­blick auf einen lang­wie­ri­gen, kom­ple­xen Vorgang.

Zur Erin­ne­rung: Die BVT bil­den den Stand der Tech­nik einer Bran­che in punc­to Umwelt­schutz sowie Ener­gie- und Res­sour­cen­ef­fi­zi­enz ab. Sie sind das zen­tra­le Kon­zept der euro­päi­schen Indus­trie­emis­si­ons­richt­li­nie (IED), um ein hohes Schutz­ni­veau für Gesund­heit und Umwelt in der EU zu schaf­fen. In den BVT-Merk­blät­tern bzw. BREF wer­den die Vor­sor­ge­maß­nah­men gegen Umwelt­ver­schmut­zung zusam­men­ge­fasst, in den BVT-Schluss­fol­ge­run­gen kon­kre­te Anfor­de­run­gen wie Grenz­wer­te „aus­ge­kop­pelt”. Sie sind von jedem EU-Mit­glied in natio­na­les Recht umzu­set­zen und wer­den somit auch ver­bind­lich für die deut­sche Gie­ße­rei­bran­che. Der BDG nimmt die Inter­es­sen der deut­schen Gie­ße­rei-Indus­trie unter dem Dach des euro­päi­schen Gie­ße­rei­ver­ban­des CAEF war, der eben­falls im HDGI sei­nen Sitz hat. Koor­di­niert wird die Über­ar­bei­tung der BVT durch die zustän­di­ge EU-Insti­tu­ti­on in Sevil­la (umgangs­sprach­lich „Sevil­la-Büro“), maß­geb­lich mit­ge­stal­tet durch die Tech­ni­cal Working Group (TWG) bestehend aus Reprä­sen­tan­ten der EU-Kom­mis­si­on, der Mit­glied­staa­ten, der betrof­fe­nen Indus­trie und von Umweltverbänden.

In die Über­ar­bei­tungs­zeit fie­len sowohl Coro­na­pan­de­mie als auch Ukrai­ne­krieg – erschwer­te Bedin­gun­gen also für einen ohne­hin hoch­kom­ple­xen Vor­gang. Mit­ten in die Coro­na­kri­se fiel auch die emi­nent wich­ti­ge Daten­samm­lung, die die Grund­la­ge der BREF-Revi­si­on ist. Denn aus den Mess­wer­ten wer­den die neu­en Emis­si­ons­band­brei­ten abge­lei­tet. Auf Druck von BDG bzw. CAEF hin wur­de eine Ver­schie­bung und Ver­län­ge­rung der Zeit für die Daten­samm­lung erwirkt.  Die Daten­samm­lung ende­te im Früh­jahr 2021 – trotz Kri­se konn­te der BDG die teil­neh­men­den deut­schen Gie­ße­rei­en bera­ten, so dass mehr als ein Drit­tel der Daten aus deut­schen Gie­ße­rei­en stammt. Auch setz­te sich der BDG dafür ein, dass nicht alle der abge­frag­ten rund 60 Para­me­ter zwin­gend zur Defi­ni­ti­on der neu­en Mess­wer­te her­an­ge­zo­gen werden.

Der Ent­wurf der neu­en BVT zur Kom­men­tie­rung, der dann im Febru­ar 2022 vor­lag, war aller­dings eher der Worst-Case. Der BDG mobi­li­sier­te sei­ne Mit­glie­der und stell­te ihnen ver­ständ­li­che Kom­men­tar­for­mu­la­re zur Ver­fü­gung. Weni­ge Wochen nach Vor­la­ge konn­ten die Kom­men­ta­re der Gie­ße­rei­en und des BDG über den CAEF an das Sevil­la-Büro über­mit­telt wer­den. Um es deut­lich zu machen: Es han­delt sich um ein 800 Sei­ten umfas­sen­des Doku­ment, in das sich die deut­sche Gie­ße­rei­bran­che mit 430 Kom­men­ta­ren von ins­ge­samt rund 1500 Kom­men­ta­ren ein­brach­te. Eine Mam­mut­auf­ga­be. Mit­ten in die Kom­men­tie­rungs­pha­se platz­te im April 2022 der Ent­wurf der neu­en Indus­trie­emis­si­ons-Richt­li­nie (IED), die die recht­li­che Grund­la­ge der BVT ist. Neben zahl­rei­chen Ver­schär­fun­gen ist beson­ders eine Rege­lung rele­vant: Geneh­mi­gungs­be­hör­den sol­len sich zukünf­tig am unte­ren Wert einer Grenz­wert­band­brei­te ori­en­tie­ren. Eine Über­gangs­re­ge­lung für sich gera­de in Über­ar­bei­tung befind­li­che BVT-Doku­men­te ist nicht vor­ge­se­hen, obwohl deren Grenz­wert­band­brei­ten ja gera­de nach den Vor­ga­ben der gel­ten­den IED abge­lei­tet wur­den. Und obwohl die Fest­le­gung von Geneh­mi­gungs­wer­ten gemäß dem unte­ren Ende der Band­brei­te erheb­li­che Aus­wir­kun­gen auf den Anla­gen­be­trieb hätte.

Beson­ders BDG bzw. CAEF dür­fen sich als Erfolg zugu­te hal­ten dass im März 2023 vom Sevil­la-Büro ein zwei­ter Data Assess­ment Work­shop anbe­raumt wur­de. BDG und CAEF setz­ten sich nach­drück­lich für Ein­hal­tung des ursprüng­li­chen BVT-Prin­zips der Ver­knüp­fung von Grenz­wer­ten mit dafür geeig­ne­ten Min­de­rungs­tech­ni­ken ein, hat­ten aller­dings einen aus­ge­spro­chen schwe­ren Stand.

Nach dem zwei­ten Data Assess­ment Work­shop hat das Sevil­la-Büro die BVT-Schluss­fol­ge­run­gen über­ar­bei­tet. Die­se revi­dier­te Fas­sung wird gera­de von der Tech­ni­cal Working Group kom­men­tiert, damit sie auf dem Final Mee­ting in der letz­ten Juni­wo­che dis­ku­tiert wer­den kann. Erfreu­lich vie­le unse­rer Kom­men­ta­re zum ers­ten Ent­wurf des kom­plet­ten BVT-Doku­men­tes wur­den über­nom­men. Den­noch bedarf es wei­te­rer Nach­bes­se­run­gen, ins­be­son­de­re zu den Grenz­wert­band­brei­ten und den Monitoring-Vorgaben.

Fort­set­zung folgt.

Elke Rad­tke
Refe­ren­tin Umwelt- und Arbeitsschutz
Elke Rad­tke
Refe­ren­tin Umwelt- und Arbeitsschutz