Mes­sen und Tagun­gen – man traf sich wieder

Abschied vom Krisenmodus

Es hieß „Raus aus dem Kri­sen­mo­dus“ – und das gleich zwei Mal. Denn nach der Pan­de­mie kam der Ukrai­ne­krieg. So nutz­te die Bran­che 2022 dazu, sich wie­der in Prä­senz zu tref­fen, ver­scho­be­ne Ver­an­stal­tun­gen nach­zu­ho­len – und dabei kri­sen­be­dingt explo­die­ren­de Roh­stoff- und Ener­gie­prei­se zu dis­ku­tie­ren. Beson­ders 2023 war dann deut­lich eine Kon­zen­tra­ti­on auf kri­sen­un­ab­hän­gi­ge Her­aus­for­de­run­gen fest­zu­stel­len – und der Wil­le, aktiv die Zukunft der Bran­che zu gestalten.

Den Auf­takt mach­te Anfang Mai 2022 der Deut­sche Gie­ße­rei­tag. Der BDG lud in die MCC-Hal­le Müns­ter­land zu Fach­vor­trä­gen, Dis­kus­si­ons­run­den und Fach­aus­stel­lung. Rund 430 Teil­neh­mer genos­sen es, sich end­lich wie­der per­sön­lich aus­tau­schen zu kön­nen, nach­dem der Gie­ße­rei­tag zwei­mal pan­de­mie­be­dingt aus­fal­len muss­te. Im Vor­der­grund der Dis­kus­si­on zwi­schen den Gie­ße­rei­un­ter­neh­mern Gerd Röders und Josef Ramthun sowie Dr. Heinz-Jür­gen Büch­ner von der Deut­schen Indus­trie­bank und BDG-Haupt­ge­schäfts­füh­rer Max Schu­ma­cher stan­den zum Abschluss des ers­ten Tages zwar die im Zuge der Ukrai­ne­kri­se gestie­ge­nen Roh­stoff- und Ener­gie­prei­se und die Sor­ge um so man­chen Mit­tel­ständ­ler, der trotz gerin­ger Mar­gen die gestie­ge­nen Ener­gie­prei­se nicht an sei­ne Kun­den wei­ter­ge­ben kann. Aber Max Schu­ma­cher dach­te wäh­rend die­ser Podi­ums­dis­kus­si­on auch in punc­to Ener­gie­prei­sen schon über die Kri­se hin­aus: Wenn Strom die Ener­gie der Trans­for­ma­ti­on sein sol­le, müs­se ein Indus­trie­strom­preis her. Und bereits bei der vor­he­ri­gen Vor­stel­lung der vom BDG beauf­trag­ten Stu­die „Guss 2035 – Neue Per­spek­ti­ven für die Gie­ße­rei-Indus­trie“ ging es um die mit­tel- und lang­fris­ti­gen Chan­cen der Bran­che in Zei­ten der Trans­for­ma­ti­on. Ein­schät­zun­gen, die in der abschlie­ßen­den Podi­ums­dis­kus­si­on zwi­schen Ste­fan Mett­ler, ehe­ma­li­ger Geschäfts­füh­rer der Gie­ße­rei Siem­pel­kamp und Autor der Stu­die, und Exper­ten aus der Bran­che, ver­tieft wurden.

Im Juni ging es dann mit der Euro­guss und dem Druck­guss­tag in Nürn­berg sowie der CastF­or­ge und dem ers­ten Eisen­guss­fo­rum in Stutt­gart Schlag auf Schlag. Die ange­spann­te Lage der Bran­che präg­te die von Anfang Dezem­ber 2022 auf Anfang Juni 2023 ver­scho­be­ne Euro­guss – schließ­lich befin­det sich die Gie­ße­rei-Indus­trie mit­ten in einer Pha­se mas­si­ven Umbruchs. Die Nach­richt von der Mehr­heit im EU-Par­la­ment für das Ver­kaufs­ver­bot von Neu­wa­gen mit Ver­bren­ner­mo­tor ab 2035 beein­druck­te dem­ge­gen­über kaum einen Teil­neh­mer. BDG-Prä­si­dent Cle­mens Küp­per beton­te in sei­ner Eröff­nungs­re­de die aktu­el­len Schwie­rig­kei­ten durch den Ukrai­ne­krieg – nur um gleich­zei­tig auf die Bedeu­tung poli­ti­schen Han­delns hin­zu­wei­sen. Sta­bi­le poli­ti­sche Rah­men­be­din­gun­gen – das for­der­te auch Hart­mut Fischer, Vor­sit­zen­der des Ver­ban­des Deut­scher Druck­guss­gie­ße­rei­en (VDD) in sei­ner Rede zur Eröff­nung des 21. deut­schen Druck­guss­ta­ges, der auf der Euro­guss statt­fand. Nur weni­ge Wochen spä­ter freu­te sich die CastF­or­ge über gestie­ge­ne Aus­stel­ler­zah­len. Auch in Stutt­gart wur­den Roh­stoff- und Ener­gie­prei­se stark dis­ku­tiert, eben­so wie die man­geln­den ein­deu­ti­gen Rah­men­be­din­gun­gen der Poli­tik. Der BDG war mit sei­nem Mes­se­stand zen­tra­ler Ansprech­part­ner für die Gießer.

Die pas­sen­den Rah­men­be­din­gun­gen von der Poli­tik zu erhal­ten – das geht nur, wenn die Anfor­de­run­gen der Bran­che auf dem poli­ti­schen Par­kett prä­sent sind. Ein Anfang dazu wur­de auf bei­den Ver­an­stal­tun­gen gemacht. Roland Wei­gert, Staats­se­kre­tär im Baye­ri­schen Staats­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft, Lan­des­ent­wick­lung und Ener­gie; trat auf dem Ein­gangspa­nel der Euro­guss auf. Anschlie­ßend besuch­te er die Mes­se­stän­de der Gie­ßer, Minis­te­ri­al­di­rek­tor Micha­el Klei­ner aus dem Wirt­schafts-Minis­te­ri­um von Baden-Würt­tem­berg tat das­sel­be auf der CastForge.

Auf­grund der Ver­schie­bun­gen durch die Pan­de­mie fal­len gleich zwei Druck­guss­ta­ge in den Berichts­zeit­raum. Auf­fal­lend ist, dass sich bei­de Ver­an­stal­tun­gen durch ein zeit­ge­mä­ßes, prä­zi­se zusam­men­ge­stell­tes Pro­gramm und Vor­tra­gen­de aus Indus­trie und For­schung aus­zeich­ne­ten. Gera­de der Druck­guss­tag im ver­an­stal­tungs­rei­chen März 2023 fiel hier gegen­über vie­len Ver­an­stal­tun­gen wohl­tu­end auf. Ein Qua­li­täts­merk­mal für die vom VDD orga­ni­sier­te Tagung, das gespannt macht auf das nächs­te Jahr. Der Euro­päi­sche Druck­guss­preis für 2024 ist jeden­falls bereits ausgeschrieben.

Wel­ches Fazit kön­nen wir aus den Tagun­gen und Mes­sen 2022/2023 zie­hen? Neben rein tech­ni­schen The­men ste­hen nun auch all­ge­mei­ne The­men aus dem unter­neh­me­ri­schen Tun, aus Poli­tik und Gesell­schaft auf der Agen­da. Damit spie­geln die Vor­trä­ge eines wider: Tech­ni­sche Lösun­gen blei­ben die Grund­la­ge für den Wan­del, aber sie rei­chen nicht mehr aus, um als Bran­che in Deutsch­land zu bestehen. Dazu braucht es Rah­men­be­din­gun­gen, die letzt­lich nur die Poli­tik schaf­fen kann. Und die es aktiv ein­zu­for­dern gilt.

Mar­tin Vogt
Lei­ter Pres­se- und Öffent­lich­keits­ar­beit, Chefredakteur
Mar­tin Vogt
Lei­ter Pres­se- und Öffent­lich­keits­ar­beit, Chefredakteur