Energiesicherungsgesetz, Regelungen für die Gasmangellage, Fuel-Switch-Gesetze, Einmalzahlungen, Strom- und Gaspreisbremsen waren nur der Auftakt für weit größere Projekte, die sowohl die Verknappung von Erdgas, enorm gestiegene Strompreise und die nach wie vor gültigen politischen Klimaschutzziele unter einen Hut bringen sollen.
Da russisches Erdgas als Basis für den Ausstieg aus der Atomenergie und der Kohlverstromung weitgehend weggefallen ist, wird die Suche nach einer verfügbaren, CO2-armen und vor allem bezahlbaren Stromversorgung entscheidend sein.
Auch die Branche ist aufgefordert, fossile Produktionsweisen zurückzufahren. Der Kontrast zwischen diesem Anspruch und den praktischen Möglichkeiten lässt sich am ehesten wie folgt darstellen:
Die Gießerei-Industrie soll:
- ihre Standorte und Arbeitsplätze erhalten,
- die Gussprodukte für Energieerzeugung, Verkehr und Infrastruktur liefern, ohne die auch die Transformation zur Klimaneutralität nicht gelingen kann,
- ihre Produktion von Koks, Gas und Öl befreien und
- dafür vor allem Strom nutzen.
Die Gießerei-Industrie findet vor:
- ein perspektivisch immer weiter sinkendes Stromangebot durch den Atom- und Kohleausstieg
- einen stark stockenden Ausbau der erneuerbaren Energieerzeugung
- nach wie vor fehlende Stromleitungsinfrastruktur, vor allem im ländlichen Bereich
- daher im Ergebnis eine grundsätzliche zweifelhafte Verfügbarkeit von und Versorgungssicherheit mit Strom
- mit den höchsten Strompreis in Europa und wesentlich niedrigere Strompreise vor allem in den „Konkurrenzländern“ wie der Türkei, China und den USA
- nicht mittelstandskompatible Energiepreisbremsen, die nur den allerwenigsten tatsächlich die erwünschte Entlastung bringen
- extreme und intransparente Preisschwankungen, die keine langfristigen Investitionen im Strombereich zulassen
Es bleibt daher die einfache Erkenntnis: Wenn Elektrifizierung der „Königsweg“ zur Klimaneutralität sein soll, dann darf Strom nicht teuer sein. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Markt (noch) keinen Strom zu wettbewerbsfähigen Preisen zur Verfügung stellen kann, muss eine Überbrückung durch einen Industriestrompreis stattfinden, der auch und vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen unbürokratisch und vorneherein zur Verfügung steht.
Bis dahin sind durch den BDG zahlreiche Projekte zu begleiten.
Vorrangig wird es weiter um wettbewerbsfähige Energiepreise gehen und die Sicherstellung der Energieversorgung. In enger Abstimmung mit weiteren energieintensiven und mittelständischen Branchen im Bündnis Faire Energiewende arbeiten wir mit Politik und Ministerien an Lösungen, die genau diesen Branchen helfen sollen.
Im großen Zusammenhang wird es um einen gangbaren Transformationspfad gehen, bei dem die Bedeutung gegossener Komponenten auch im Energiebereich und der Wert der regionalen Wertschöpfung beständig hervorgehoben werden.
Der BDG wird neben dem Industriestrompreis die Diskussionen über die Änderung des bisherigen Energiemarktdesigns, zur Weiterentwicklung der CO2-Bepreisung (EU und national), den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur und die Rolle der EU-Wettbewerbskontrolle weiter kritisch begleiten und dabei die Mitglieder immer wieder aktiv einbinden.